Bewusste Internationalisierung vs. Globalisierung: Welche Rolle spielt die Kommunikation?
Die Globalisierung stellt zunehmend eine besondere Herausforderung für moderne Unternehmensorganisationen dar. Besonders die Covid 19-Pandemie hat gezeigt, dass Sourcing-Strukturen, die weltweit angelegt sind, problembehaftet sein können. Zugesagte Lieferungen, die für die just-in-time-Produktion benötigt werden, fallen aus, komplette Fertigungsanlagen stehen still. Ein Beispiel dafür ist der noch nicht dem Brexit, aber der Pandemie geschuldeten Abschottung des europäischen Festlands vor Lieferungen aus dem Vereinigten Königreich kurz vor Weihnachten 2020. Die Bilder des teilweise 50 Kilometer langen Staus auf der britischen Seite des Ärmelkanals sind noch mehr als präsent. Die Gefahr besteht, dass sich diese Vorfälle häufen. Zudem agieren viele Staaten zunehmend protektionistisch, um ihre eigene Wirtschaft zu „schützen“.
Demgegenüber steht der gerade eine Renaissance erlebende Trend der „bewussten Internationalisierung“. Man beschränkt seine Fertigungskapazitäten auf den eigenen Kontinent und einen einheitlichen Wirtschaftsraum. Das heißt: man produziert näher beim Kunden und agiert gleichzeitig nachhaltiger. Dies könnte ein absolutes Erfolgsrezept für strukturelle Gemeinschaften wie die Europäische Union in der Zukunft sein.
Doch welche Rolle spielt dabei das Top-Management und die Kommunikation?
Kommunikationsabteilungen befinden sich hier in einer Zwickmühle. Jahrelang hat man das hohe Lied der Globalisierung gesungen und die vermeintlichen Vorteile in der internen und externen Kommunikation hervorgehoben. Ein Mantel des Schweigens wurde immer über unangenehme Themen, wie z.B. Qualitätsprobleme, andere strategische Herangehensweisen oder auch kulturelle Missverständnisse gelegt. Innerhalb von Unternehmensstrukturen wurde hier wissentlich viel Geld, aber auch viel Know-how verbrannt.
Und nun?
Mit Unterstützung des Top-Managements sollten die Kommunikationsverantwortlichen das Rad mit Maß und Ziel zurückdrehen, ohne Ressentiments zu erzeugen oder in alte protektionistische Muster zu verfallen. Vorteile sollten klar herausgestellt werden. Wichtig ist, dass die Kommunikationskanäle up-to-date sind. Vor allem in mittelständischen Unternehmen fehlt hier noch immer der Glaube an die Notwendigkeit, in entsprechende Kommunikationslösungen investieren zu müssen, um alle Stakeholder – sei es intern oder extern – vom neu eingeschlagenen Kurs zu überzeugen.
Um in diesem neuen Spannungsfeld erfolgreich zu sein, ist eine andere Art von Kommunikationsberatung erforderlich; eine, die nicht in Silos operiert, schnell zum Handeln übergeht und die Verflechtung der Themen zwischen den Interessengruppen versteht. Das Bureau of Communication hat ein holistisches Verständnis der geostrategischen, politischen, ökonomischen, regulatorischen, technologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen und ihrer Wechselwirkungen. Wir sind in der Lage, unbequeme und manchmal irritierende Erkenntnisse zu liefern, bewährte Gewissheiten und Sicherheiten zu erschüttern, Hypothesen in Frage zu stellen und - vielleicht am disruptivsten von allen - Führungskräfte dazu zwingen, weiter, tiefer, länger und anders zu denken.
Ihr Sven Jacobsen
Über den Autor:
© 2020 BoC - Sven Jacobsen ist Kommunikationsberater und ehem. Partner des Bureau of Communication, eine Unternehmensberatung mit Fokus auf Kommunikation und Marken, in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er ist neben den Themenbereichen Handels- und Mittelstandskommunikation Spezialist für strategische und Krisenkommunikation. Bevor Sven Jacobsen als Partner zu BoC war er als Leiter verantwortlich für die Unternehmenskommunikation der Haribo Holding GmbH & Co. KG, Deutschland und international. Weitere leitende Funktionen hatte Jacobsen u.a. bei der Media-Saturn-Holding GmbH, der Beiersdorf AG und der Metro AG inne.